Der Erntebericht 2021 ist da
Das wechselhafte Wetter und die niedrigeren AnbauflĂ€chen sorgen im heurigen Jahr fĂŒr geringere Erntemengen. Bei allen Brotgetreidearten kann von einer guten QualitĂ€t ausgegangen werden.
Witterung
Im Norden und Osten Ăsterreichs, dort, wo die wichtigsten heimischen Anbaugebiete fĂŒr Getreide liegen, war der Winter 2020/21 eher mild. Eine stĂ€rkere KĂ€ltephase gab es nur Anfang Februar, wo mitunter knapp â20 °C erreicht wurden. Ende Februar stiegen die Werte dann wieder beinahe auf +20 °C. Der Dezember zeichnete sich durch eine hohe Trockenheit aus, mehr Niederschlag fiel im JĂ€nner, worauf ein wieder eher trockener Februar folgte. Der SĂŒden war dagegen vergleichsweise kĂŒhl und ĂŒberdurchschnittlich nass.
Sehr kĂŒhl fiel auch der FrĂŒhling im Vergleich zu den letzten Jahren aus. Ăhnliche Bedingungen gab es das letzte Mal vor 30 Jahren. Lag der MĂ€rz noch im Mittel, so wurden im April und Mai deutlich niedrigere Temperaturen gemessen. Und auch Frostphasen kamen noch vor. Waren der MĂ€rz und der April eher zu trocken, zeigte der Mai sich von seiner regenreichen Seite. Das Wetter hatte zur Folge, dass der Vegetationsbeginn spĂ€ter einsetzte. Als im Schnitt sehr warm kann der Sommer 2021 bezeichnet werden. Besonders der Juni war in ganz Ăsterreich sehr trocken. Ab dem Juli fielen vor allem nördlich der Alpen sehr hohe Regenmengen. Es kam hĂ€ufig zu Unwettern, die regional zu Ernteverlusten fĂŒhrten. Erhöhte Niederschlagswerte konnten im August auch im SĂŒden und SĂŒdosten gemessen werden. Vor allem die Regenphasen im August fĂŒhrten dazu, dass die Ernten in einigen Gebieten verzögert wurden und unter erschwerten Bedingungen stattfinden mussten.
ErtrÀge
Die AnbauflĂ€chen der Hauptbrotgetreide Weizen und Roggen gehen immer weiter zurĂŒck. In den letzten 60 Jahren wurde noch nie so wenig Weizen angebaut wie 2020/21. Beim Roggen konnte nur 2006 die heurige Menge unterboten werden. Das und die geringeren HektarertrĂ€ge, die auf deutlich niedrigerem Niveau liegen als letztes Jahr, fĂŒhren zu geringeren Erntemengen. Beim Weizen kann von bis zu 10 % weniger Menge ausgegangen werden, beim Roggen könnten die Mengen sogar um 33 % einbrechen. ZusĂ€tzlich muss noch mitberĂŒcksichtigt werden, dass die Mengen durch UnwetterschĂ€den und problematische Erntebedingungen vermutlich noch niedriger ausfallen werden.
Der Anbau von Bio-Weizen war in etwa gleich hoch wie im Vorjahr, beim Bio-Roggen reduzierten sich die FlĂ€chen dagegen auch um etwa ein Drittel. Beim Dinkel kann erfreulicherweise von einer guten Ernte ausgegangen werden. Insgesamt erhöhten sich hier die FlĂ€chen um ca. 33 %, beim Bio-Dinkel um knapp 30 %. Im Bio-Bereich geht der Trend immer mehr hin zum Dinkelanbau. Der Roggen hingegen verliert immer mehr und könnte in den nĂ€chsten Jahren bei den GesamtflĂ€chen vom Dinkel ĂŒberholt werden.
Roggen
Dieses Jahr ist beim Roggen von einer schwachen EnzymaktivitĂ€t auszugehen. EnzymstĂ€rkere QualitĂ€ten sind nur im nördlichen Voralpenland zu erwarten. Vor allem beim Verkleisterungsmaximum, gemessen am Amylographen, können 2021 sehr hohe Werte erreicht werden. Die Mehle neigen daher zum Trockenbacken. Die Mutterkornbelastung sollte dieses Jahr kein gröĂeres Problem darstellen.
Um die Frischhaltung zu verbessern, kann die Teigruhe bei gleichzeitiger Reduzierung der Hefe verlĂ€ngert werden. AuĂerdem empfiehlt sich der Einsatz von Quellstar. Die EnzymaktivitĂ€t lĂ€sst sich durch aktives Backmalz wie unser AstaMalt erhöhen. Die VersĂ€uerung kann weitgehend beibehalten werden. Wir empfehlen insbesondere BAS hell fĂŒr eine saftige und elastische Krume. FĂŒr eine erhöhte EnzymaktivitĂ€t in Kombination mit gut verarbeitbaren Teigen ist der Einsatz unseres RoggenPlus empfehlenswert. Eine bessere TeigstabilitĂ€t wird mit StaBack CL erreicht.
Weizen
Der Rohproteingehalt beim Weizen ist vergleichbar mit dem Vorjahr, die Feuchtklebergehalte zeigen etwas nach unten. Die Fallzahlen liegen im Schnitt auf einem Ă€hnlich hohen Niveau. Es gibt aber regional gröĂere Unterschiede bei den Ernten. Nördlich der Alpen weisen die Fallzahlen etwas niedrigere Werte auf, im Gegensatz zu den QualitĂ€ten aus dem Pannonischen Becken.
Die Teigausbeute muss unter UmstĂ€nden um bis zu zwei Punkte reduziert werden. Die Teige sind, anders als vom letzten Jahr gewohnt, eher etwas kĂŒrzer. GroĂe VerĂ€nderungen mĂŒssen bei der Knetung und der TeigfĂŒhrung aber nicht vorgenommen werden. Die Mykotoxingehalte stellen kein Problem dar.
GröĂere Anpassungen zum Vorjahr sind nicht notwendig. Es sollten weiterhin enzymstarke Backmittel wie Malztraum verwendet werden. Auch der Einsatz von Kaisermeister mit unserem aktiven Malzextrakt AstaMalt ist zu empfehlen. Bei GV/GU mĂŒssen mit den backaldrin-Backmitteln keine VerĂ€nderungen vorgenommen werden. Hier empfiehlt sich unser BM Eis.
Beim Bio-Weizen kann von einer guten QualitĂ€t gesprochen werden, es werden Ă€hnliche Protein- und Klebergehalte erreicht wie 2020. Die Fallzahlen liegen weiterhin auf einem hohen Niveau. Die Teigausbeute sollte aber auch hier reduziert werden. Kein Problem sollte dieses Jahr der Wanzenstich darstellen. FĂŒr die Herstellung von KleingebĂ€ck in Bio-QualitĂ€t hat sich unser BIO-Backmittel 3 % bewĂ€hrt.
Dinkel
Sehr gute QualitĂ€ten konnte heuer die Dinkelernte hervorbringen. Die Protein- und Kleberwerte sind verhĂ€ltnismĂ€Ăig hoch. Bei der EnzymaktivitĂ€t gibt es Ă€hnliche Unterschiede wie bei Weizen oder Roggen. Das heiĂt, nördlich der Alpen, wo deutlich mehr NiederschlĂ€ge fielen, wurde Dinkel mit einer etwas niedrigeren Fallzahl geerntet.
Fazit
Die Mengen sind etwas kleiner ausgefallen als im vergangenen Jahr. Da mit steigender Nachfrage aus unterschiedlichen Branchen (MĂŒhlen, Futtermittel, Non-Food-Bereich) zu rechnen ist, wird der Markt eher angespannt bleiben. Die Landwirte scheinen das Interesse am Roggenanbau immer mehr zu verlieren. Inwieweit hier der Bedarf an österreichischer QualitĂ€t in den nĂ€chsten Jahren noch gedeckt werden kann, wird sich zeigen. Zumindest in den Jahren 2021/22 sollten aber ausreichend hohe Mengen vorhanden sein. Die QualitĂ€ten von Weizen, Roggen und auch Dinkel liegen auf einem hohen Niveau und dĂŒrften in den Backstuben keine gröĂeren Probleme bereiten.
Der Erntebericht zum Download!
Wir gehen davon aus, dass es keine Probleme bei der Weiterverarbeitung der heurigen Mehle geben wird. Wir unterstĂŒtzen Sie jedoch gerne mit unserer Backberatung, wenn Sie Anfragen haben. Ăberdies können Sie wie gewohnt unseren Service der Mehluntersuchung nutzen.
Markus Brunnbauer, Produktentwicklung
markus.brunnbauer@backaldrin.com
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